Jahresbericht 2023 - Das Geschäftsjahr im Überblick

Erfreulicher Geschäftsgang

Trotz durchzogenem Schadenverlauf schliesst die Gebäudeversicherung Zug (GVZG) das Jahr 2023 mit einem Plus von 15.346 Mio. Franken ab. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der GVZG danken allen Mitarbeitenden für ihren grossen Einsatz, in Brandschutz und Prävention, im Feuerwehrwesen, in Versicherung und Administration.

Schadenverlauf

Nach einem eher ruhigen Schadenjahr 2022 mit wenigen hundert Schadenfällen musste die GVZG im 2023 wieder weit über tausend Meldungen entgegennehmen. Seit 2018 nehmen auch bei der GVZG die Jahre mit sehr hohen, von einzelnen Wettereignissen getriebenen Schadenmeldungen zu. Entsprechend grösser wird die Herausforderung, den stark schwankenden Schadenszahlen mit einem guten Management von Personal und Finanzen zu begegnen.

Gesamthaft wurden bis Ende 2023 1’123 Elementarschäden (Vorjahr: 201) mit einer Gesamtschadensumme von rund 2.261 Mio. Franken (Vorjahr: 0.460 Mio.) gemeldet. Ein grosser Teil dieser Schäden (737 Meldungen, Schadensumme 2.300 Mio.) gehen auf die Sturmereignisse von Mitte Juli zurück. Die Anzahl der Feuerschäden lag mit 131 (Vorjahr 89) gemeldeten Fällen nahe dem langjährigen Durchschnitt, die Schadensumme hingegen war mit 2.447 Mio. (Vorjahr 5.784 Mio.) deutlich unterdurchschnittlich. Insgesamt, über beide Bereiche «Elementar» und «Feuer», wurden bei der GVZG für das Jahr 2023 somit 1’254 Schadenmeldungen eingereicht (Vorjahr: 290).

Immobilien-Projekte

Im Sommer 2023 konnte die GVZG am Heidenweg in Wettswil ZH ein Mehrfamilienhaus mit insgesamt elf Wohnungen erstehen. Damit diversifiziert die GVZG ihr Portfolio der direkten Immobilien-Anlagen erstmals mit einem ausserkantonalen Objekt. Dies entspricht der Immobilienstrategie der GVZG, wonach die GVZG auch in Objekte in angrenzenden Kantonen investieren kann. 

Die seit Jahren geplante Arealüberbauung «Gartenstadt» in der Stadt Zug kann endlich realisiert werden. Mit dem Entscheid des Bundesgerichts von Ende 2023 wird die Baubewilligung aus dem Jahr 2020 rechtskräftig und die GVZG kann zusammen mit der Baugenossenschaft Familia Zug 86 Mietwohnungen erstellen. Aufgrund der nun bestehenden Rechtssicherheit können die Planungsarbeiten wieder aufgenommen werden. Mit dem Beginn der eigentlichen Bau- und Realisierungsphase kann frühestens ab Spätsommer/Herbst 2025 für die 1. Etappe gerechnet werden.

Noch nicht abgeschlossen sind die aufwändigen Abklärungen rund um den früheren Geschäftssitz der GVZG an der Poststrasse 10 in Zug. Abhängig vom Umfang der zu erwartenden denkmalpflegerischen Unterschutzstellung wird die GVZG die weiteren Schritte festlegen.

Ertragreiches Börsenjahr

Nach einem historisch schlechten Anlagejahr 2022 erholten sich die Finanzmärkte zu Jahresbeginn, und blieben bis zur Eskalation im Nahen Osten im Herbst relativ stabil. Nach kriegsbedingtem Tief führten in den letzten zwei Monaten des Jahres Zinssenkungsfantasien der Marktteilnehmenden wieder zu sehr positiven Rendite-Ergebnissen, was sich per Ende 2023 in durchwegs positiven Entwicklungen der relevanten Indizes zeigt, bspw. des S&P 500 in den USA mit +13.1% (VJ: -19.4%), der DAX 40 mit +12.9% (VJ: -12.4%) und der CH-Indizes SMI mit +3.8% (VJ: -16.7%) bzw. SPI mit +6.1% (VJ: -16.3%). In diese Richtung entwickelte sich 2023 auch das Wertschriften-Portfolio der GVZG mit einem Netto-Gewinn, vor Bildung von Schwankungsreserven, von +TCHF 8’248 (VJ: -TCHF 16’362). Damit resultierte auf den Kapitalanlagen der GVZG eine Netto-Rendite von rund +4.40% (VJ: -8.12%).
Für die Kapitalanlagen wurden neue Rückstellungen von rund 3.332 Mio. Franken gebildet (Vorjahr: Auflösung von 4.548 Mio.). Per Ende Geschäftsjahr belaufen sich die Rückstellungen für Risiken in den Kapitalanlagen auf 52.049 Mio. Franken (Vorjahr: 48.717 Mio.). In diesem Betrag sind 8.888 Mio. Franken (Vorjahr: 8.574 Mio.) als Neubewertung für das Immobilienprojekt «Gartenstadt» enthalten.

Umsetzung revidiertes Feuerschutzgesetz (FSG)

Per 1. Januar 2023 trat das teilrevidierte Feuerschutzgesetz (FSG) in Kraft. Innerhalb einer vierjährigen Übergangsfrist wird der bisher in der Kompetenz der Gemeinden liegende vorbeugende Brandschutz neu Aufgabe der GVZG. Bis Ende 2023 übertrugen bereits vier Gemeinden (Cham, Hünenberg, Risch und Steinhausen) ihren vorbeugenden Brandschutz ganz oder teilweise der GVZG, mit den Gemeinden Zug und Baar folgen zwei weitere Gemeinden per Anfang 2024. Neu hat die GVZG auch eine gesetzliche Grundlage für Präventionsmassnahmen im Bereich Elementar, den versicherten Naturgefahren wie Hagel, Sturm und Überschwemmungen.

Mit dem revidierten FSG wurden zudem Entscheidungskompetenzen in technischen und finanziellen Belangen vom Regierungsrat an den Verwaltungsrat der GVZG übertragen. Das entsprechende Reglement trat ebenfalls per 1. Januar 2023 in Kraft und wurde betreffend Beiträge an die Fahrzeuge der Gemeindefeuerwehren im 2023 erstmals revidiert. Auswirkungen hat das revidierte FSG auch auf die Entscheidungskompetenzen im kantonalen Ausbildungszentrum Schönau. Hier konnten im 2023 die Erneuerungsarbeiten an Trümmerpiste und Brandplatte weitgehen abgeschlossen werden.

Bildung von Sicherheitsrückstellungen

Die Regeln zur Bildung und allfälligen Auflösung der versicherungstechnischen Sicherheits- und Schwankungsrückstellungen wurden auch im 2023 unverändert angewandt. Gesamthaft betragen die versicherungstechnischen Schwankungs- und Sicherheitsrückstellungen per 31. Dezember 2023 88.031 Mio. Franken (Vorjahr: 84.230 Mio.), was einer totalen Bildung von +3.801 Mio. Franken (Vorjahr: +2.033 Mio.) entspricht. Diese Zunahme geht zu +1.387 Mio. Franken (Vorjahr: +0.439 Mio.) auf höhere Verpflichtungen gegenüber Nahestehenden (Interkantonale Risikogemeinschaft [IRG] sowie dem Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung [SPE]) zurück, sowie zu +2.414 Mio. Franken (Vorjahr: +1.594 Mio.) auf höhere Rückstellungen für versicherte Leistungen, welche zu einem Drittel dem Feuerschaden- und zu zwei Dritteln dem Elementarschaden-Risiko zugewiesen wurden.

Versicherung

Per 31. Dezember 2023 versicherte die Gebäudeversicherung Zug 25’395 Gebäude (Vorjahr: 25’349) mit einem Versicherungswert von insgesamt 55.744 Mrd. Franken (Vorjahr: 51.745 Mrd.). Der Bezugsindex musste in Anlehnung an den Zürcher Baukostenindex und der darin festgestellten Bauteuerung von knapp 6% gegenüber der Vorjahresperiode per 1. Januar 2024 neu auf 128 Indexpunkte (Vorjahr: 122; Basis 2005 = 100 Punkte) erneut erhöht werden. Dies hat zwar eine rein teuerungsbedingte Erhöhung der Prämienrechnung zur Folge, stellt aber auch gleichzeitig sicher, dass die Versicherungswerte der Gebäude ebenfalls inflationsbereinigt angehoben werden und dadurch eine Unterversicherung vermieden wird. Der Wertzuwachs (netto) gründet somit hauptsächlich in der Index-Anpassung, aber auch in der Zunahme der durchgeführten Neubau- und Revisionsschätzungen
Rückversicherung

Die Rückversicherungsprämien für Grossrisiken in den Bereichen Feuer, Elementar und Erdbeben beliefen sich auf rund 6.139 Mio. Franken (Vorjahr: 6.401 Mio.) oder 20.8 % der Bruttoprämieneinnahmen exkl. Präventionsanteil (Vorjahr: 23.4 %). Für die Elementarschäden aus den Unwettern 2021 besteht gegenüber dem Interkantonalen Rückversicherungsverband (IRV) sowie der Interkantonale Risikogemeinschaft Elementar (IRG) eine Forderung von rund 14.518 Mio. Franken (Vorjahr: 37.277 Mio.); für Feuerschäden bestehen keine solche Forderungen (Vorjahr: 0.675 Mio.). Somit wird in der Bilanz ein Guthaben gegenüber Rückversicherern von 14.518 Mio. Franken (Vorjahr: 37.952 Mio.) unter den Forderungen ausgewiesen. Die Abnahme ist wiederum hauptsächlich auf den Erledigungsfortschritt bei Schäden aus den Unwettern 2021 zurückzuführen.

Eigenkapital, risikotragendes Kapital und Zielkapital

Der Jahresgewinn von +15.346 Mio. Franken (Vorjahr: -2.822 Mio. Verlust) wurde dem Eigenkapital gutgeschrieben, welches damit 91.628 Mio. Franken (Vorjahr: 76.282 Mio.) bzw. 1.6438 ‰ des Versicherungswertes (Vorjahr 1.4743 ‰) entspricht. Das risikotragende Kapital belief sich per 31. Dezember 2023 auf rund 211 Mio. Franken (Vorjahr: 189 Mio.) und unterschritt damit das vom Verwaltungsrat angestrebte, jährlich aktualisierte Zielkapital von rund 232 Mio. Franken (Vorjahr: 200 Mio.). Wie bereits in den Vorjahren entschied der Verwaltungsrat an der Risiko- und Kapitalisierungsstrategie festzuhalten und keine lenkenden Massnahmen bspw. in Form von Prämienanpassungen zu ergreifen.

Digitale Transformation

Die neue Kernapplikation für die Abteilung Versicherung («GemDat Versicherung») durchlief im 2023 zahlreiche Tests und finale Anpassungen und konnte auf den Jahreswechsel erfolgreich in Betrieb genommen werden. Die GVZG nutzte den Ersatz ihres Kernsystems um die Prozesse in der Versicherung grundlegend zu optimieren und weiter zu digitalisieren. Diese Verbesserungen führen zu effizienteren und schnelleren Abläufen, nicht nur bei der Bewältigung von Grossschadenereignissen.

Neues Lohneinreihungs- und Entschädigungsreglement (LER GVZG)

Zeitlich abgestimmt auf die per 1. Januar 2024 eingeführten, revidierten Anstellungsbedingungen für das Personal des Kantons Zug erarbeitete die GVZG 2023 für ihre Angestellten ein neues Lohneinreihungs- und Entschädigungsreglement (LER GVZG) und erstellte für alle Mitarbeitenden neue Stellenbeschreibungen und Arbeitsverträge. Mit dem LER GVZG bekennt sich die GVZG explizit zu den Anstellungsbedingungen des Kantons, denn gemäss kantonaler Personalgesetzgebung haben die Mitarbeitenden der GVZG grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie alle Verwaltungsangestellten im Geltungsbereich des Personalgesetzes.

Wechsel im Verwaltungsrat 

Unterschiedliche Auffassungen zur Mutation im Verwaltungsrat bewogen den Vizepräsidenten Ernst Koller im Frühling 2023 aus dem Verwaltungsrat der GVZG zurückzutreten. Die GVZG nimmt diesen Entscheid mit grossem Bedauern zur Kenntnis und bedankt sich bei Ernst Koller für sein wertvolles Engagement. Als Vizepräsident des Verwaltungsrates prägte Ernst Koller die GVZG während fünfeinhalb Jahren entscheidend mit. Nach dem Rücktritt des Präsidenten Regierungsrat Beat Villiger im Herbst 2022 führte Ernst Koller die GVZG interimistisch. Mit seiner grossen Erfahrung in strategischer Unternehmensführung und seinen profunden Branchen- und IT-Kenntnissen trug er massgeblich zum erfolgreichen Start der Gebäudeversicherung als öffentlich-rechtliche Körperschaft bei. 
 

Geschäftsbericht
2023

Die beiden freien Sitze im Verwaltungsrat besetzte der Regierungsrat mit den Herren Anders Dahl Rasmussen und Peter Wullschleger. Als Präsidentin des Verwaltungsrats wählte der Regierungsrat Veronika Röthlisberger, seit 2018 Mitglied des Verwaltungsrats. 
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Veronika Röthlisberger
Präsidentin des Verwaltungsrats
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Richard Schärer
Direktor