Jahresbericht 2022 - Das Geschäftsjahr im Überblick

Durchschnittliches Schadenjahr 

Die Gebäudeversicherung Zug (GVZG) blickt auf ein durchschnittliches Schadenjahr 2022 zurück. Nach dem Rekord-Schadenjahr von 2021 war das eine willkommene Entlastung, welche es ermöglichte, die Weiterbearbeitung der Massenereignisse 2021 voran zu treiben. Der überwiegende Teil der Elementarschadenfälle aus dem 2021 werden im Verlaufe von 2023 erledigt werden. Somit wird das 11-fache anzahlmässige Schadenvolumen aus dem 2021 innerhalb von zwei Jahren abgearbeitet sein. Eine grossartige Leistung aller daran beteiligter Mitarbeiter:innen.

Gesamthaft wurden bis Ende 2022 201 Elementarschäden (Vorjahr: 8’257) mit einer Gesamtschadensumme von rund 0.46 Mio. Franken (Vorjahr: 90.05 Mio.) gemeldet. Die Anzahl der Feuerschäden nahm zwar ab (89; Vorjahr: 171). Diese führten jedoch zu einer deutlich höheren Gesamtschadensumme von CHF 5.78 Mio. Franken (Vorjahr 1.97 Mio.), was vor allem in der hohen Anzahl von indirekten Blitzeinschlägen begründet ist. Insgesamt, über beide Bereiche «Elementar» und «Feuer», wurden bei der GVZG für das Jahr 2022 somit 290 Schadenmeldungen eingereicht (Vorjahr: 8’428).

Trotz des gegenüber 2021 markanten Rückgangs von Elementarschäden ist weiterhin mit einem schweizweit steigenden Trend von Elementarschäden zu rechnen. Vor diesem Hintergrund und im Sinne einer gewissen Vorreiterrolle hat sich die Geschäftsleitung daher entschieden, der «Nachhaltigkeits-Charta» Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) beizutreten. Mit dieser werden durch wirkungsvolle Massnahmen Ziele der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit verfolgt.

Teilrevision Feuerschutzgesetz (FSG)

In enger Zusammenarbeit mit der Sicherheitsdirektion des Kantons Zug konnten die umfangreichen Arbeiten betreffend die anstehende Teilrevision des Feuerschutzgesetzes (FSG) erfolgreich abgeschlossen werden. Mit der Inkraftsetzung des teilrevidierten Feuerschutzgesetzes (FSG) per 1. Januar 2023 hat die GVZG eine stark verbesserte Grundlage, um im Präventionsbereich aktiver tätig zu werden. Zudem wurden die Entscheidungskompetenzen von technischen Belangen, welche bisher beim Regierungsrat waren, neu auf den Verwaltungsrat übertragen. Neben der gesetzlichen Ausgangslage hat die GVZG in den letzten Jahren zusammen mit Experten ein neues und einheitliches Risikomodell entwickelt, mit welchem sämtliche Gebäude im Kanton in verschiedene Risikoklassen eingeteilt werden können. Damit kann unsere Präventionsarbeit verstärkt fokussiert werden.

Immobilien-Projekte

Die geplante Sanierung und Erweiterung auf dem Grundstück des früheren Geschäftssitzes an der Poststrasse 10, Zug, erfordert zusätzliche und umfangreiche Vorabklärungen. Dafür wird noch einige Zeit benötigt. 

Die seit längerem geplante Arealbebauung «Gartenstadt» in der Stadt Zug ist nach wie vor in Beschwerdeverfahren bei den zuständigen Instanzen hängig. Wir sind optimistisch, dass die Baubewilligungen bald rechtskräftig werden können. Gleichzeitig bedauert es die GVZG, dass in Zeiten von drohendem Energiemangel und Klimawandel aufgrund der hängigen Beschwerdeverfahren auch die Realisierung einer umweltfreundlichen Energielösung mittels «Circulago» nach wie vor blockiert ist.  

 
Stark belastendes Börsenjahr 

Das Anlagejahr 2022 war sehr turbulent und historisch betrachtet eines der schlechtesten Börsenjahre. Dies wird durch die durchgehend negativen Performance-Ergebnisse einiger relevanter Indizes eindrücklich untermauert, so bspw. der S&P 500 in den USA mit -19.4%, der DAX 40 mit -12.4% und in der Schweiz die Indizes des SMI mit -16.7% sowie des SPI mit -16.3%. Diesen Turbulenzen konnte sich auch das Wertschriften-Portfolio der GVZG nicht entziehen und das Jahr ergab einen Netto-Buch-Verlust von 16.362 Mio. Franken (Vorjahr: CHF 11.246 Netto-Buch-Gewinn). Damit resultierte eine Netto-Rendite von rund -8.12% (Vorjahr: +6.00%) auf den Kapitalanlagen. 

Das äusserst volatile Anlagejahr 2022 war geprägt durch den Ukraine-Krieg, Lieferverzögerungen, drohende Energiemangellage, Inflation und weitere Unsicherheiten, welche die Finanzmärkte stark belasteten. Die Situation an den nach wie vor sehr nervösen Finanzmärkten wird weiterhin laufend beobachtet und Optimierungsmassnahmen werden bei Bedarf umgesetzt.

Das Ende des Negativzins-Umfeldes im Herbst 2022 führte zu einem kleinen positiven Effekt. Den grössten positiven Beitrag zum Finanzergebnis lieferten auch dieses Jahr die direkt gehaltenen Immobilien. Diese positiven Faktoren vermochten die globalen Effekte jedoch nicht zu kompensieren. 

Aufgrund des negativen Ergebnisses aus Kapitalanlagen wurden Rückstellungen im Umfang von rund 4.548 Mio. Franken aufgelöst (Vorjahr: Bildung von 7.103 Mio.). Per Ende Geschäftsjahr belaufen sich die Rückstellungen für Risiken in den Kapitalanlagen auf 48.717 Mio. Franken (Vorjahr: 53.265 Mio.). In diesem Betrag sind 8.574 Mio. Franken (Vorjahr: 8.226 Mio.) als Neubewertung für das Immobilienprojekt «Gartenstadt» enthalten.

Bildung von Sicherheitsrückstellungen 

Die Regeln zur Bildung und allfälligen Auflösung der versicherungstechnischen Sicherheits- und Schwankungsrückstellungen wurden auch im 2022 unverändert angewandt. Gesamthaft betragen die versicherungstechnischen Schwankungs- und Sicherheitsrückstellungen per 31. Dezember 2022 84.230 Mio. Franken (Vorjahr: 82.197 Mio.), was einer totalen Bildung von +2.033 Mio. Franken (Vorjahr: +3.147 Mio.) entspricht. Diese Zunahme geht zu +0.439 Mio. Franken (Vorjahr: +2.056 Mio.) auf höhere Verpflichtungen gegenüber Nahestehenden (Interkantonale Risikogemeinschaft [IRG] sowie dem Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung [SPE]) zurück, sowie zu +1.594 Mio. Franken (Vorjahr: +1.091 Mio.) auf höhere Rückstellungen für versicherte Leistungen, welche zu einem Drittel dem Feuerschaden- und zu zwei Dritteln dem Elementarschaden-Risiko zugewiesen wurden.

Versicherung

Per 31. Dezember 2022 versicherte die Gebäudeversicherung Zug 25’349 Gebäude (Vorjahr: 25’281) mit einem Versicherungswert von insgesamt 51.745 Mrd. Franken (Vorjahr: 51.01 Mrd.). Der Wertzuwachs (netto) gründet in der Zunahme der durchgeführten Neubau- und Revisionsschätzungen. Der Bezugsindex musste in Anlehnung an den Zürcher Baukostenindex und der darin festgestellten Bauteuerung von über 6% gegenüber der Vorjahresperiode per 1. Januar 2023 neu auf 122 Indexpunkte (Vorjahr: 115; Basis 2005 = 100 Punkte) erhöht werden. Dies hat zwar eine rein teuerungsbedingte Erhöhung der Prämienrechnung zur Folge, stellt aber auch gleichzeitig sicher, dass die Versicherungswerte der Gebäude ebenfalls inflationsbereinigt angehoben werden und dadurch eine Unterversicherung vermieden wird.
Rückversicherung

Die Rückversicherungsprämien für Grossrisiken in den Bereichen Feuer, Elementar und Erdbeben beliefen sich auf rund 6.401 Mio. Franken (Vorjahr: 4.527 Mio.) oder 23.4 % der Bruttoprämieneinnahmen exkl. Präventionsanteil (Vorjahr: 16.8 %). Für die Elementarschäden aus den Unwettern 2021 bestehen gegenüber dem Interkantonalen Rückversicherungsverband (IRV) sowie die Interkantonale Risikogemeinschaft Elementar (IRG) eine Forderung von rund 37.277 Mio. Franken (Vorjahr: 57.074 Mio.); für Feuerschäden eine solche von 0.675 Mio. Franken (Vorjahr: 0.873 Mio.). Somit wird in der Bilanz ein Guthaben gegenüber Rückversicherern von 37.952 Mio. Franken (Vorjahr: 57.947 Mio.) unter den Forderungen ausgewiesen. Die Abnahme ist primär auf den Erledigungsfortschritt bei der Bearbeitung aus den Unwettern 2021 zurückzuführen.

Eigenkapital, risikotragendes Kapital und Zielkapital

Der Jahresverlust von -2.822 Mio. Franken (Vorjahr: -7.125 Mio. Verlust) wurde dem Eigenkapital belastet, welches damit 76.282 Mio. Franken (Vorjahr: 79.103 Mio.) bzw. 1.4743 ‰ des Versicherungswertes (Vorjahr 1.5507 ‰) entspricht. Das risikotragende Kapital belief sich per 31. Dezember 2022 auf rund 189 Mio. Franken (Vorjahr: 194 Mio.) und unterschritt damit das vom Verwaltungsrat angestrebte, jährlich aktualisierte Zielkapital von rund 200 Mio. Franken. Aufgrund der Mitte 2021 aufgetretenen Unwetter und deren zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend abschätzbaren finanziellen Folgen entschied sich der Verwaltungsrat, keine Anpassungen an den Prämien sowie der Risiko- und Kapitalisierungsstrategie vorzunehmen. Die im Jahr 2022 erfolgte Neubeurteilung hat den Verwaltungsrat dazu bewogen, infolge der massiven wirtschaftlichen Unsicherheiten (Angriffskrieg Ukraine, drohende Energiemangellage, Inflation und stark rückläufige Finanzmärkte) an der im 2021 getroffenen Entscheidung (keine Prämienreduktion) festzuhalten.

Digitalisierungsprojekt

Die Überarbeitung der Kernapplikation für die Abteilung Versicherung («gemdat versicherung») – das grösste Digitalisierungsprojekt in der Geschichte der GVZG – wurde im Jahr 2022 planmässig weiter vorangetrieben. Mit dem Projekt wird das Kernsystem ersetzt und die Prozesse werden grundlegend optimiert und digitalisiert. Das Projekt befindet sich kostenmässig auf Kurs. Aufgrund von Kapazitätsengpässen beim Lieferanten musste der geplante Betriebsstart jedoch um ein Jahr auf neu Januar 2024 verschoben werden.

Änderung im Verwaltungsrat

Ende 2021 wurden alle bisherigen Mitglieder des Verwaltungsrates vom Regierungsrat für die zweite Amtsdauer von 2022 bis 2025 wiedergewählt. Die Amtszeit des Präsidenten des Verwaltungsrates, Sicherheitsdirektor Beat Villiger, endete auf eigenen Wunsch mit seinem Amt als Regierungsrat. An dieser Stelle bedankt sich die GVZG bei Alt-Regierungsrat Beat Villiger für seinen grossen und unermüdlichen Einsatz für die Belange der Gebäudeversicherung.

In seiner Amtszeit wurden folgende Meilensteine entweder angegangen oder bereits erfolgreich umgesetzt:

  • Neues Geschäftsreglement mit Funktions- und Kompetenzdiagramm
  • Steuerungsmechanismus von Anlagen, Finanzen und Risiken sowie für ökonomische Risiko- und Kapitalsteuerung, Rückversicherung, und versicherungstechnische Kerngrössen
  • Initialisierung einer IT-Strategie und das entsprechende Projekt "gemdat versicherung"
  • Strategie Elementarschaden-Prävention
  • Anlagereglement
  • Immobilienstrategie
  • Mobilitätskonzept
  • IKS- und Riskmanagement für sämtliche wesentlichen Risiken
  • Feuerwehr Vision 2030
  • Neues Feuerschutzreglement
Die Ersatzwahl für das VR-Präsidium sowie die personelle Zusammensetzung des Verwaltungsrates werden nächstens durch den Regierungsrat vorgenommen.
 

Geschäftsbericht
2022

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Ernst Koller
stv. Präsident des Verwaltungsrats
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Richard Schärer
Direktor