Rekord-Schadenjahr
Die Gebäudeversicherung Zug (GVZG) blickt auf ein Rekord-Schadenjahr 2021 zurück. Die Kumulation von drei Hagelstürmen am 21. Juni, am 28. Juni und am 25. Juli 2021 war noch nie dagewesen. Nach einigen, vergleichsweise moderaten Schadensjahren stiegen die Elementar-Schadenzahlen 2021 sowohl mengen- als auch frankenmässig sprunghaft an.
Gesamthaft wurden bis Ende 2021 8’257 Elementarschäden (Vorjahr: 697) mit einer Gesamtschadensumme von rund 90.05 Mio. Franken (Vorjahr: 2.01 Mio.) gemeldet. Die deutlich höhere Anzahl von 171 Feuerschäden (Vorjahr: 90) ist vor allem in der hohen Anzahl von indirekten Blitzschlägen begründet. Die Schadensumme beträgt total 1.97 Mio. Franken (Vorjahr: 3.87 Mio.). Insgesamt über beide Bereiche «Elementar» und «Feuer» wurden bei der GVZG für das Jahr 2021 somit 8’428 Schadenmeldungen eingereicht, was beinahe dem 11-fachen des Jahres 2020 (Vorjahr: 787) entspricht. Aufgrund dieser extremen Zunahme der zu bearbeitenden Schadenfälle liessen und lassen sich - trotz massiv aufgestockter Ressourcen - Wartezeiten bei der Bearbeitung und Abwicklung leider nicht vermeiden.
Seit längerer Zeit ist gesamtschweizerisch ein steigender Trend von Elementarschäden feststellbar. Es ist wichtiger denn je, die Bevölkerung auf drohende Gefahren hinzuweisen und aufzuzeigen, wie Gebäude vor Schäden besser geschützt werden können. Erfreulicherweise scheint hier das Bewusstsein zu wachsen und es werden zahlreichere und bessere Schutzmassnahmen getroffen. Die Gebäudeversicherung Zug wird ihre Anstrengungen im Bereich Elementarschadenprävention künftig weiter ausbauen und dabei selbstverständlich die Erkenntnisse aus dem Unwetter-Sommer 2021 mitberücksichtigen.
Dank der langfristig ausgelegten, systematischen Kapitalsteuerung sowie der vorsichtigen Rückstellungs- und Rückversicherungspolitik kann die Gebäudeversicherung Zug problemlos die bestehenden Forderungen aus der Schadenbewältigung begleichen und ist gleichzeitig auch für die Zukunft sowohl betreffend Kapitalisierung als auch Liquidität gewappnet.
COVID-19-Pandemie
Wie bereits im Vorjahr prägte die COVID-19-Pandemie auch im 2021 den Geschäftsalltag der GVZG stark. Als kundenorientierte Dienstleisterin für die Öffentlichkeit konnten wir dennoch in allen Geschäftsbereichen (Brandschutz, Versicherung und Feuerwehrwesen) unsere Aufträge erfüllen. Dies gelang dank der nötigen Flexibilität aller Beteiligten, dem konsequenten Einhalten der jeweils gültigen Schutzkonzepte und dem inzwischen gut etablierten und bewährten Home-Office.
Teilrevision Feuerschutzgesetz (FSG)
In enger Zusammenarbeit mit der Sicherheitsdirektion des Kantons Zug konnten die umfangreichen Arbeiten betreffend die anstehende Teilrevision des Feuerschutzgesetz (FSG) weiter vorangetrieben werden. Die vorberatende Kommission des Kantonsrats befasste sich Ende Jahr während mehreren Sitzungen mit den umfassenden Dokumenten und erstattete entsprechend darüber Bericht. Im Jahr 2022 sind die Beratungen und die Verabschiedung der Gesetzesrevision im Kantonsrat vorgesehen.
Immobilien-Projekte
Für die Liegenschaft des früheren Geschäftssitzes an der Poststrasse 10, Zug, wurden weitere Vorabklärungen in die Wege geleitet, um die Planung der anstehenden Sanierung und Erweiterung vorzubereiten.
Die seit längerem geplante Arealbebauung «Gartenstadt» in der Stadt Zug ist nach wie vor in Beschwerdeverfahren bei den zuständigen Instanzen hängig. Wir sind optimistisch, dass die Baubewilligungen bald rechtskräftig werden können. Die jährliche Anpassung der Immobilienwerte «Gartenstadt» blieb unverändert, die entsprechenden Rückstellungen wurden wiederum mit 3.381 Mio. Franken geäufnet.
Gutes Börsenjahr und belastende Negativzinsen
Das Anlagejahr 2021 war wiederum stark geprägt durch die COVID-19-Pandemie und das andauernde Negativzins-Umfeld. Das ausserordentlich gute Börsenjahr sowie die Erträge aus den direkt gehaltenen Immobilien sorgten für ein sehr erfreuliches Finanzergebnis. Die Negativzins-Situation war wie bereits im Vorjahr schwierig und herausfordernd. Dank einer konsequenten Anlagestrategie konnte die Zinsbelastung zwar nicht eliminiert, aber kontrolliert werden. Die Situation wird weiterhin laufend beobachtet und Optimierungsmassnahmen werden zeitnah umgesetzt.
Im Ergebnis erhöhten sich die Kapitalanlagenwerte (vor Rückstellungen) gegenüber dem Vorjahr und ermöglichten einen markant höheren Gewinn von 11.246 Mio. Franken (Vorjahr: Gewinn von 5.968 Mio.). Für die Kapitalanlagen wurden neue Rückstellungen von rund 7.103 Mio. Franken (Vorjahr: 7.205 Mio.) gebildet, im Total 53.265 Mio. Franken (Vorjahr: 46.162 Mio.). In diesem Betrag sind 8.226 Mio. Franken (Vorjahr: 6.762 Mio.) als Neubewertung für das Immobilienprojekt «Gartenstadt» enthalten.
Bildung von Sicherheitsrückstellungen
Die seit 2019 geltenden Regeln zur Bildung und allfälligen Auflösung der versicherungstechnischen Sicherheits- und Schwankungsrückstellungen wurden auch im Extremjahr 2021 unverändert angewandt. Aufgrund der - langfristig betrachtet - günstigen vier Schadenjahre vor dem Berichtsjahr mussten auch 2021 nochmals versicherungstechnische Schwankungs- und Sicherheitsrückstellungen gebildet werden. Dadurch erhöhten sich die Rückstellungen um 1.091 Mio. Franken (Vorjahr: 5.539 Mio.), welche zu einem Drittel dem Feuerschaden- und zu zwei Dritteln dem Elementarschaden-Risiko zugewiesen wurden.
Versicherung
Per 31. Dezember 2021 versicherte die Gebäudeversicherung Zug 25’281 Gebäude (Vorjahr: 25’222) mit einem Versicherungswert von insgesamt 51.01 Mrd. Franken (Vorjahr: 50.48 Mrd.). Der Wertzuwachs (netto) gründet in der Zunahme der durchgeführten Neubau- und Revisionsschätzungen. Der Bezugsindex wurde in Anlehnung an den Zürcher Baukostenindex unverändert bei 115 Indexpunkten belassen (Basis 2005 = 100 Punkte).
Rückversicherung
Die Rückversicherungsprämien für Grossrisiken in den Bereichen Feuer, Elementar und Erdbeben beliefen sich auf rund 4.527 Mio. Franken (Vorjahr: 3.577 Mio.) oder 16.8 % der Bruttoprämieneinnahmen exkl. Präventionsanteil (Vorjahr: 13.4 %). Die Abweichung gegenüber dem Jahresbericht 2020 beruht darauf, dass ab 2021 die Überschussbeteiligungen neu im Prämienaufwand Rückversicherung berücksichtigt werden. Bis und mit 2020 wurden diese unter dem übrigen betrieblichen Ertrag ausgewiesen. Für die Elementarschäden aus den Unwettern 2021 stellten der Interkantonale Rückversicherungsverband (IRV) sowie die Interkantonale Risikogemeinschaft Elementar (IRG) zusammen eine Gutschrift von rund 57.074 Mio. Franken in Aussicht; für Feuerschäden eine solche von 0.873 Mio. Franken. Somit wird in der Bilanz ein Guthaben gegenüber Rückversicherern von 57.947 Mio. Franken unter den Forderungen ausgewiesen.
Eigenkapital, risikotragendes Kapital und Zielkapital
Der Jahresverlust von -7.125 Mio. Franken (Vorjahr: +8.743 Mio. Gewinn) wurde dem Eigenkapital belastet, welches damit 79.104 Mio. Franken (Vorjahr: 86.229 Mio.) bzw. 1.5507 ‰ des Versicherungswertes (Vorjahr 1.7089 ‰) entspricht. Das risikotragende Kapital belief sich per 31. Dezember 2021 auf rund 194 Mio. Franken (Vorjahr: 191 Mio.) und überstieg damit zum zweiten Mal in Folge das vom Verwaltungsrat angestrebte, jährlich aktualisierte Zielkapital von rund 184 Mio. Franken. Aufgrund der Mitte 2021 aufgetretenen Unwetter und deren zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend abschätzbaren finanziellen Folgen entschied sich der Verwaltungsrat, keine Anpassungen an den Prämien sowie der Risiko- und Kapitalisierungsstrategie vorzunehmen. Die Situation wird im Jahr 2022 aufgrund der klareren Situation bezüglich der effektiven Schadenlast, den Auswirkungen auf die Rückversicherungsprämien und den Entwicklungen am Kapitalmarkt neu beurteilt.
Neues Mobilitätskonzept
Im Nachgang zum Standortwechsel des Geschäftssitzes im Jahre 2019 wurde die Fahrzeugnutzung der GVZG ganzheitlich hinterfragt. Die Fahrten der GVZG sollen möglichst umweltschonend erfolgen. Damit kann auch die Gebäudeversicherung Zug einen – wenn auch bescheidenen – Beitrag zum besseren Klima leisten. Seit 1. Juli 2021 stehen für Geschäfts- und Aussendiensttermine sechs Elektroautos zur Verfügung, die von Car-Sharing-Genossenschaft Mobility betrieben werden. Daneben wurde das Feuerwehrinspektorat mit zwei Hybrid-Fahrzeugen ausgerüstet. Weiter stehen für die Wahrnehmung von Geschäftsterminen zusätzlich zwei E-Bikes zur Verfügung.
Digitalisierungsprojekt
Die Überarbeitung der Kernapplikation für die Abteilung Versicherung («GemDat Versicherung») – das grösste Digitalisierungsprojekt in der Geschichte der GVZG –, wurde im Jahr 2021 planmässig weiter vorangetrieben. Damit werden das Kernsystem ersetzt und die Prozesse grundlegend optimiert und digitalisiert. Das Projekt befindet sich von Seiten GVZG kostenmässig auf Kurs. Aufgrund von Kapazitätsengpässen beim Lieferanten musste der geplante Betriebsstart jedoch um ein Jahr auf neu Januar 2024 verschoben werden.
Wiederwahl des Verwaltungsrats
Per Ende 2021 lief die erste Amtsperiode des GVZG-Verwaltungsrates ab. Alle Mitglieder stellten sich für die nächste Periode wieder zur Verfügung und wurden vom Regierungsrat im September 2021 für die zweite Amtsdauer von 2022 bis 2025 wiedergewählt. Die Amtszeit des Präsidenten des Verwaltungsrates, Sicherheitsdirektor Beat Villiger, endet auf eigenen Wunsch mit seinem Amt als Regierungsrat per Ende 2022.